Das Freebie-Phänomen: Die Schattenseite der Gratis-Kultur
Scrollen Sie mal durch Instagram oder Facebook – es dauert nicht lange, bis Sie auf sogenannte Freebies stoßen. Kostenlose Angebote, wie E-Books, Checklisten oder Vorlagen – alles gratis, versteht sich. Und es werden immer mehr.
„Wenn Sie sich hier eintragen, bekommen Sie von mir, dem Experten:
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Klingt verlockend, oder?

Heutzutage sind diese Versprechen oft KI-generiert und leider meist ziemlich inhaltsleer und zig-Mal kopiert.
Ich muss zugeben, auch ich war anfangs überwältigt von der Flut an kostenlosem Wissen, das so großzügig mit beiden Händen in die Welt hinausgetragen wird.
Aber ich musste schnell erkennen, dass die Info´s maximal für Anfänger kurz spannend sind und die großzügige Herausgabe meiner Mailadresse nicht ohne Folgen für mein Mailpostfach blieb.
Doch was passiert eigentlich, wenn Sie sich bei so einem großzügigen Menschen in die Liste eintragen?
Sie erhalten das Freebie (über die Qualität lässt sich streiten – es ist ja gratis!) und lesen es durch. Doch statt wirklicher Inhalte bekommen Sie nur einen kleinen Happen – und werden danach mit E-Mails bombardiert: „Kaufen Sie jetzt, nur heute, der Sale endet bald!“ Sie kennen die Verkaufstricks genauso gut wie ich. Und was passiert? Nach der dritten Mail melden sich die meisten wieder ab, noch schneller, wenn es keine weiteren kostenlosen Häppchen gibt.
Im besten Fall (wenn der Werbende alles richtig macht) erhalten Sie sogar noch einen sehr freundlichen Anruf mit einem „unschlagbaren“ Angebot, das natürlich nur „jetzt“ und nur für „Sie“ gilt.
Für die werbende Firma ist das jedoch ein enormer Aufwand: Die Erstellung des Freebies, die Verwaltung der E-Mail-Adressen, Erinnerungen, Nachfassaktionen und dann noch die nächsten Freebies.
Ja, vielleicht verkaufen Sie hin und wieder ein günstiges Produkt. Aber im hochpreisigen und qualitativ hochwertigen Segment habe ich persönlich keine guten Erfahrungen mit Freebies gemacht. Die meisten Menschen, die nach einem Freebie greifen, wollen nur das kostenlose Material und sind (meist) nicht an einem Kauf interessiert.
Und was viele vergessen: Wussten Sie, dass solche Werbeanzeigen teuer sind? Teilweise zahlen Sie bis zu 2,50 € für jede Person, die sich in Ihre Liste einträgt. Ob diese später kauft oder nicht, bleibt ungewiss.
Wie viele dieser Personen sind wirklich bereit, Ihr hochpreisiges Angebot zu kaufen? Da wird aus dem vermeintlich günstigen Freebie schnell eine kostspielige Marketing-Strategie mit fragwürdigem Nutzen.
Ja, ich bin kein Fan dieser Werbemethode. Diese „Keilermentalität“ liegt mir fern. Ich bin eher von der „alten Schule“ – hochwertige Dienstleistung gegen fairen Lohn.
Wenn Sie Ihren Interessenten einen einfachen Einstieg bieten möchten, warum nicht gleich ein hochwertiges Produkt erstellen und dafür einen fairen Einstiegspreis verlangen?
Vielleicht möchten Sie Freebies doch einmal ausprobieren? Dann lohnt es sich, die Vor- und Nachteile genauer unter die Lupe zu nehmen:
Die glänzenden Vorteile von Freebies
Aufmerksamkeit – ja, bitte! Natürlich können Freebies ein Türöffner sein. Ein Gratis-Angebot kann Ihre Zielgruppe anlocken und sie neugierig machen. Ein netter erster Kontakt – aber auch nicht mehr. Denn die Frage bleibt: Ist das wirklich der Kunde, den Sie haben wollen und der bereit ist, auch Geld gegen Leistung zu tauschen?
Lead-Generierung Die altbewährte Methode: Freebie gegen E-Mail-Adresse. So füllt sich die Liste mit potenziellen Kunden. Doch wie wertvoll sind diese Kontakte wirklich, wenn der Preis für ihre Aufmerksamkeit „nichts“ ist?
Vertrauen durch Mehrwert Ein wirklich gut gemachtes Freebie kann Vertrauen aufbauen – keine Frage. Aber Vorsicht: Es sollte nicht zur Gewohnheit werden, den Leuten alles umsonst zu geben. Sonst gewöhnen sich Ihre Kunden daran, und dann? Wird erwartet, dass auch die Premium-Dienstleistungen zum Freundschaftspreis kommen.
Die Schattenseiten von Freebies (und warum ich skeptisch bin)
Wertverlust – und das schnell Hier der zynische Part: Wenn alles gratis ist, wie viel ist Ihre Arbeit dann noch wert? So toll Ihr Freebie auch sein mag, es setzt einen Standard – und der lautet: Ich bekomme was umsonst. Die Folge? Ihre eigentlichen Dienstleistungen verlieren an perceived value. Tja, und dann wird es schwer, den Wert wieder zu steigern.
Kosten und Zeitaufwand – das ist nicht umsonst! Freebies sind nicht kostenlos! Vielleicht kosten diese nichts für Ihre Interessenten, aber haben Sie einige Kosten. Vom Design über den Inhalt bis zur technischen Umsetzung – das alles frisst Zeit und Ressourcen. Und wenn dann am Ende kein wirklicher Gewinn dabei rausspringt, war der Einsatz das Risiko vielleicht nicht wert.
Die falsche Zielgruppe Gratisjäger sind meist nicht unbedingt die Kunden, die bereit sind, später in Ihr Premium-Angebot zu investieren. Sie suchen das nächste kostenlose Highlight. Und ob Sie damit Ihr Business nach vorne bringen? Ich wage es zu bezweifeln.
Die Abhängigkeit von Gratis-Angeboten Mal ehrlich: Wenn jeder nur noch Freebies will, wo enden wir dann? Das ist, als würden wir uns selbst aus dem Geschäft drängen. Eine Welt, in der Expertise und Kreativität nur dann geschätzt werden, wenn sie nichts kosten? Nein danke. Freebies sollten eine Ausnahme sein, kein Standard.
Mein Fazit: Freebies? Nur mit Bedacht!
Verstehen Sie mich nicht falsch – Freebies haben sicher auch ihre Berechtigung. Aber sie sind – meiner Erfahrung und Meinung nach – kein nachhaltiges Geschäftsmodell.
Ihre Zeit, Ihre Kreativität und Ihre Expertise haben einen Preis – und den sollten Sie sich nicht nehmen lassen.
Also: Freebies – ja, probieren Sie es aus. Aber vergessen Sie nie, wo der wahre Wert liegt – und der ist definitiv nicht „umsonst“.
FAQs
Was sind Freebies genau und warum werden sie angeboten?
Freebies sind kostenlose Angebote, wie E-Books, Checklisten oder Vorlagen, die Unternehmen potenziellen Kunden zur Verfügung stellen. Sie dienen oft dazu, Leads zu generieren, Vertrauen aufzubauen und die Aufmerksamkeit auf die Marke zu lenken.
Lohnen sich Freebies für mein Business?
Das kommt auf Ihre Strategie an. Wenn Sie Freebies gezielt einsetzen, um qualifizierte Leads zu gewinnen und langfristige Beziehungen aufzubauen, können sie nützlich sein. Aber Vorsicht: Zu viele kostenlose Inhalte können den Wert Ihrer Produkte und Dienstleistungen mindern.
Welche Nachteile haben Freebies?
Ein großer Nachteil ist, dass viele Menschen nur an dem kostenlosen Material interessiert sind und kein echtes Kaufinteresse haben. Zudem können Freebies viel Zeit und Geld in der Erstellung kosten, ohne dass sie einen nennenswerten Return on Investment (ROI) bieten.
Wie kann ich vermeiden, dass Freebies mein Image negativ beeinflussen?
Setzen Sie Freebies strategisch und sparsam ein. Vermeiden Sie es, ständig kostenlose Inhalte zu verschenken, und bieten Sie stattdessen gezielte, wertvolle Einblicke. Wenn Sie sich entscheiden, ein Freebie anzubieten, achten Sie darauf, dass es echten Mehrwert bietet und klar kommuniziert, dass es nur ein Vorgeschmack auf Ihre kostenpflichtigen Angebote ist.
Sind Freebies sinnvoll im hochpreisigen Segment?
Im hochpreisigen Segment können Freebies problematisch sein, da sie oft Menschen anziehen, die nicht bereit sind, für Premium-Angebote zu zahlen. Hier ist es sinnvoller, auf hochwertige Inhalte und bezahlte Angebote zu setzen, um die richtige Zielgruppe anzusprechen.